Nolla inside

Das Studium in Schweden ist scheinbar voll von Tradition und Bräuchen. Nach der feucht-fröhlichen Feier unten im Pub am Freitag vor einer Woche (Begrüßung der Erstsemester) war es ruhiger geworden hier oben am Folkparksvägen. Man merkt, dass der Ernst des Lebens beginnt. Jedoch nicht ohne weitere Traditionen.

Die Zimmertüren in den Studi-Häusern zum Beispiel sagen viel über die Bewohner aus: Abgesehen von diversenen Postern sind mir vom ersten Tag an die selbstgedruckten Schilder mit dem Schriftzug nolla inside aufgefallen, die Intels Werbekampagne nicht unähnlich sind. Selbst wenn man sich aus nolla noch Null zusammenreimen kann (was mir nicht gelungen ist), macht das keinen Sinn — oder zumindest keinen schmeichelhaften für die Beteiligten.

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Nun weiß ich aber, wofür es steht: Es sind die Wohnklos von Erstsemestern, die noch keine Punkte in ihrem Studium gesammelt haben — Newbies, wie es ein Schwede kurz und prägnant für mich zusammenfasste. Das wiederum macht Sinn.

Gestern waren nun plötzlich viele auf dem Campus mit lila gefärbten Haaren unterwegs. Was es damit auf sich hat? Die erste Woche ist rum, der erste Punkt somit ergattert. In Schweden entspricht nämlich jeder Credit Point einer 40-Stunden-Woche Studium — 5 Punkte pro Kurs gibt es, und fast jeder macht zwei Kurse pro halbes Semester. Nur würde bei uns niemand auf die Idee kommen, sich gedanklich einen Punkt gutzuschreiben, bloß weil er eine Woche Uni überstanden hat. (Abgesehen davon habe ich sicherlich keine 40 Stunden diese Woche gearbeitet!) Nolla inside dürfte damit jedenfalls an keiner Zimmertür mehr hängen…

Übrigens: Es gibt auch Komilitonen, die die Belege von Alkoholkäufen an ihre Zimmertür kleben — mit einem Kaufpreis bis zu 1000 Kronen (über 110 EUR, ich schätze für zwei Kästen Bier...).

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