Gummizelle, virtuell
Im vierten obersten Stockwerk meiner Högskola befindet sich ein Raum, der für die wahren (Vorsicht: Ironie) Kellerkinder unserer Zunft das Paradies auf Erden sein muss: das SecLab.
Zum SecLab erhalten nur ausgewählte Studenten Zutritt: Der Eingang ist in bester Mission: Impossible-Manier mit Iris-Scanner Kartenlesern ausgestattet. Im Raum werden einige der sonst üblichen Regeln für den Umgang mit der universitären technischen Ausstattung außer Kraft gesetzt: Unter anderem darf man hier Viren aussetzen, andere Rechner angreifen, sich Administratorrechte verschaffen (als wenn nicht an der Tafel sowieso das Passwort stehen würde) sowie essen und trinken.
Die Rechner dort sind zwar untereinander vernetzt, aber komplett abgeschnitten vom sonstigen Netzwerk. Ein Datentransfer ist nur zu den dort befindlichen Maschinen möglich. Erledigte oder aufgeschobene Arbeit muss umständlich auf einem Server zwischengespeichert werden — wegen der Empfehlung, das Betriebssystem jedes Mal bei Arbeitsbeginn überzubügeln. Schließlich weiß man ja nicht, was der Student vor einem alles auf dem Rechner angestellt hat.
Der Raum ist für befugte Personen rund um die Uhr geöffnet (vielleicht werde ich ja am Ende des Terms nachts um halb drei dort sitzen und verzweifelt versuchen, einen Abgabetermin einzuhalten). Während der Einführung wurde ein Gewese gemacht, dass ich teilweise das Gefühl bekam, ich müsste jeden umbringen, dem ich davon erzähle.
Es ist allerdings erstaunlich, wie entmystifizierend es sein kann, in dem Raum tatsächlich einen halben Tag zu arbeiten: Die Tür steht teilweise sperrangelweit offen, ohne dass auch nur ein Verantwortlicher in Sicht ist, und ich bin um vier schon der letzte, der den Raum verlässt. Zuhause ist es wahrscheinlich auch für bildschirmgebräunte Computerfreaks am schönsten.
Diese Nachricht wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören...