Denkst du zu viel über das passende Scrum-Tool nach?

[caption id="attachment_8307" align="aligncenter" width="420" caption="Foto: OSCON Whiteboard von Jeff Kubina (Lizenz: CC-BY-SA)"]OSCON Whiteboard[/caption]

Neulich kam eine Kollegin auf mich zu und erzählte, dass sie auf einem unserer Seminare von einem Kunden angesprochen worden ist. Der wolle Scrum als Prozess einführen und daher von uns wissen, welches Tool wir dafür einsetzen.

Am liebsten hätte ich gesagt: "So wird das aber leider nichts!"

Denn: Es kommt nicht auf das Werkzeug an. Schon gar nicht bei Scrum. Mit dieser Meinung stehe ich übrigens nicht alleine da:

Das schöne an Tools ja, dass sie uns ein Gefühl von Professionalität geben und uns glaubhaft machen, dass wir durch ihre Benutzung schneller und effektiver werden.

Wer sich bei Scrum auf irgendwelche Tools versteift, hat schon verloren

Wer glaubt, dass das verwendete Tool bei der Einführung von Scrum über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, kann eigentlich gleich aufhören. Scrum ist zu großen Teilen eine Frage der Einstellung. Das Werkzeug ist Nebensache.

Sonst hat man hinterher nur allzu leicht eine Ausrede parat -- wir haben uns beim Werkzeug vergriffen und deshalb ist die Einführung gescheitert.

Einfacher ist es, mit Scrum loszulegen -- Retrospektiven können beispielsweise ein guter Einstieg sein, wenn man nicht gleich alles umkrempeln will. Im Lauf der Zeit kann man selektiv und schrittweise optimieren. Und zwar dort, wo es nötig ist. Das ist ja auch die Philosophie der Methode.

Man fängt also am besten mit dem einfachsten Werkzeug an: dem Whiteboard. Dafür braucht man keine Schulung, und man kann es ohne Mehraufwand flexibel den eigenen Arbeitsmethoden anpassen. Vielleicht gibt es dann auch gar keinen Bedarf zur Optimierung. So wie bei uns.

Wie wir arbeiten

Unser Team besteht aus 6 Leuten, davon 5 Vollzeitkräfte. Wir arbeiten alle in einem Büro und nur in Ausnahmen zu Hause. Persönliche Absprachen werden dann getroffen, wenn sie wichtig sind. Offiziell einberufene Meetings gibt es nur für Retrospektiven und externe Absprachen, alles andere wird auf dem kurzen Dienstweg erledigt.

Daraus ergeben sich drei Anforderungen an unser Werkzeug:

  • Sichtbarkeit: Jeder muss Aufgaben, deren Verteilung auf die Leute im Team und den allgemeinen Fortschritt jederzeit im Blick haben.
  • Einfachheit: Das Tool darf bei der täglichen Arbeit nicht im Weg sein. Wir wollen User Stories und Aufgabenverteilung schnell erfassen und ändern können.
  • Kollaboration: In bestimmten Situationen soll das gesamte Team gleichzeitig damit arbeiten können.

Dafür braucht man nicht mehr als ein Whiteboard

Das Whiteboard ist dafür ideal. Stories und Aufgaben werden auf Kärtchen geschrieben. Aufgabenkarten wandern in der Regel vom allgemeinen Pool hin zu einem Teammitglied, werden bei Bedarf zwecks Review zu jemand anderem verschoben und landen schließlich im Bereich "Erledigt".

Dinge, die zwischendurch auffallen, werden kurz besprochen und auf einer neuen Karte notiert, damit wir nichts vergessen.

So haben wir immer den Überblick, wer gerade was macht und was noch zu tun ist -- und sind gegen technische Störungen weitgehend immun.

Fazit

Unser Prozess ist keinesfalls perfekt. Er entspricht auch in keiner Weise der reinen Lehre. Aber unser Tool ist für unseren Anwendungsfall gut genug.

6 Leute, 1 Büro, kurze und schnelle Absprachen. Sollte sich durch Änderung der Umstände die Notwendigkeit ergeben, das Whiteboard zu ersetzen, werden wir darüber nachdenken. Im Moment gibt es aber dringendere Dinge zu tun.

Hör also auf, über das perfekte Scrum-Tool nachzudenken und fang an zu arbeiten.

Kennst du Leute, die auch lieber über Tools als über Lösungen sprechen? Wie organisiert ihr euch im Team? Findest du unseren Whiteboard-Einsatz veraltet? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Aktualisiert: