Wie man Leuten den Spaß an Open Source verdirbt

[caption id="attachment_1624" align="alignleft" width="240" caption="Foto: Beach Regulations von Thomas. Lizenz: CC-BY-SA"]Foto: Verbotsschilder zum Gemeindekodex in Santa Cruz, Kalifornien[/caption]

Menschen hören es nicht gern, dass sie etwas falsch machen.

Oder dass sie etwas ganz anders machen müssen. Einschätzungen wie diese sind immer subjektiv und kommen meist von oben herab rüber.

Ich hatte schonmal über das Schwarz-Weiß-Denken in unserer Zunft geschrieben, wenn es um die Offenheit von Software geht. Dabei ging es um die unter Windows-Nutzern verbreiteten Vorurteile gegenüber Linux.

Militante Verfechter sind genauso schlimm wie militante Gegner

Jetzt hat John Poelstra über die beinahe religiöse Herangehensweise der Verfechter von Open Source geschrieben: You're doing it wrong.

Dabei beschwert sich John über die Einstellung, es gäbe nur einen wahren Weg für Open Source. Kleinste Abweichungen davon werden nicht geduldet:

Yes, I’m a fan of open source. Yes, I wrote this post on a Mac. Yes, there are more than two colors in the rainbow.

So etwas schreckt ab.

Stell dir vor, du hast durch einen Freund das erste Mal von Open Source gehört und bist bereit zu experimentieren und das mal auszuprobieren.

Wenn dir jetzt jemand sagt, das wäre eine Alles-oder-nichts-Entscheidung und du müsstest deine Gewohnheiten komplett umstellen, weil du es sonst "nicht richtig" machst -- bist du dann immer noch bereit zu experimentieren?

Natürlich nicht.

Produktivität und Pragmatismus ist vielen Menschen wichtiger als Politik

Was Leute wollen, ist Dinge schneller erledigen oder mehr Spaß an der Sache haben. Dann ist Pragmatismus gefragt.

Auch für Entwickler ist diese Art der Bequemlichkeit durchaus ein Thema -- wer eigene Open-Source-Projekte vorantreiben will, möchte sich nicht erst noch um die Basis seiner Arbeit kümmern. (Ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte, zeigt Zed Shaw in seinem zynischen Post Why Does Ruby on Debian Blow? von 2006 auf.)

Für die Politik dahinter interessieren sich die wenigsten. Und das ist auch nicht weiter schlimm. Projekte, die sich nur prinzipientreue Nutzer leisten und pragmatische vor den Kopf stoßen, werden über kurz oder lang nur noch politische, aber keine fachlichen Diskussionen mehr führen.

Andere Projekte werden da schon längst weiter sein.

Anleitung zum Spaßverderben

Wer also Leute von Open Source fernhalten will, wird am besten militanter Verfechter.

Überzeugt Nutzer vom wahren Glauben. Gebt euch nicht mit Kompromissen zufrieden -- die sind was für Weicheier. Und weist immer wieder darauf hin, was Leute alles falsch machen.

Das hören sie besonders gern.

Und du?

Hast du auch schlechte Erfahrungen mit militanten Mitgliedern der Community gemacht, die nur Schwarz oder Weiß kennen?

Oder arbeitest du selbst mit Systemen, die so gar nicht frei sind, an eigenen Open-Source-Projekten?

Sag's uns in den Kommentaren!

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