Bewusstsein schaffen für Open Source
Elizabeth Naramore hat ein paar interessante Antworten auf die Frage, warum Entwickler nicht zu Open-Source-Projekten beitragen. Diese Frage hat mich auch schon beschäftigt.
Was Elizabeth klären wollte, fasst sie wie folgt zusammen:
There are so many great opportunities in open source projects. Are people taking advantage of them? Do they even know about them? Do people even care?
Die drei am häufigsten genannten Gründe, sich als Entwickler nicht zu beteiligen, sind laut ihrer Umfrage:
- Zeitmangel
- Unsicherheit, was zu tun ist
- zu wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Als mögliche Gegenmittel dazu sind unter anderem aufgeführt:
- Aufteilung der ausstehenden Arbeit in kleine Häppchen
- genauere zeitliche Bezifferung für Mitwirkung
- Klärung der Erwartungen an Mitstreiter
- auch einfache Aufgaben für Anfänger übriglassen
- Bedarf nach Dokumentation, Design oder Support kommunizieren
Nur ein Teil des Puzzle
Diese Vorschläge gehören auf jeden Fall umgesetzt, viele davon sind allerdings zu kurz gegriffen oder wenig praktikabel. Entwickler sind von Natur aus eher am Entwickeln interessiert als daran, sich mit klar formulierten Anleitungen auf die Suche nach Mitwirkenden zu machen. Das kostet Zeit, die auch in die Programmierung neuer Features investiert werden könnte. Hier muss erst ein Bewusstsein entstehen, dass man sich das Leben mit ein paar einfachen Dingen leichter machen kann.
Und Schätzungen, wie lange bestimmte Aufgaben dauern, sind ohnehin ein Problemkind unserer Branche. (Das ist mit ein Grund, warum agile Methoden so populär sind.)
Die richtige Frage den falschen Leuten gestellt
Das größte Problem mit der Umfrage von Elizabeth sehe ich aber in ihrer Zielgruppe: Ich denke, dass es für Open-Source-Projekte kaum Mangel an Entwicklern gibt. Das Problem scheint mir einfach konstruiert.
Zunächst müsste man ermitteln, wer alles einen Beitrag leisten kann (Entwickler, Designer, Texter, ...) und dann herausfinden, welcher dieser Gruppen das überhaupt bewusst ist. Die Frage "Warum nicht?" muss allen gestellt werden, nicht nur den Entwicklern. Entwickler, die (aus welchen Gründen auch immer) nichts zu Open-Source-Projekten beitragen, sind meiner Ansicht nach nur ein kleiner Teil. In der Mobilisierung der anderen Gruppen liegt das Potenzial.
Ich kenne Designer, die Open Source zehn Meilen gegen den Wind an Äußerlichkeiten zu erkennen glauben, aber selbst noch keinem Projekt zu einer anständigen Homepage verholfen haben.
Anderes Beispiel: Die offizielle Website vom Versionskontrollsystem Git, dessen Doku versucht, auch Nicht-Entwickler für das Projekt zu interessieren, wurde von einem Entwickler gestaltet.
Das sind Widersprüche, die untersucht werden müssen. Es scheint, als wären sich beispielsweise Designer zu fein, zu solchen Projekten beizutragen. Die Frage ist: Stimmt das? Und wie könnte man das ändern?
[Bild: Ausschnitt des Uncle Sam Recruiting Poster
, gemeinfrei, unterliegt also nicht dem Urheberrecht]